Seit einigen Jahren besitze ich einen eigenen Spaten. Heute habe ich endlich gelernt, wie ich sinnvoll damit graben kann. Eine von uns ist Gärtnerin – sie tanzt quasi mit ihrem Spaten, steigt oder hüpft hinauf und ihre Arbeit sieht kinderleicht aus. Ich hanb mir ein bisschen was bei ihr abgeschaut. Wir haben spatenbreite und -tiefe Grassoden ausgehoben, auf der Grundfläche unserer späteren Hügelbeete. Die kommen später dann in den Aufbau. Das Erdreich war ideal feucht, sodass die mit Regenwürmern reich belebten Würfel schön zusammengebacken sind. Sie liegen jetzt am Hügelrand und warten auf ihren Rück-Einbau.
Die rund gebogenen Beete wirken großartig und erhebend. Für mich ist es fast unwirklich, wie wir gemeinsam in recht kurzer Zeit etwas schaffen, wofür eine alleine um ein vielfaches länger brauchen würde. Ein beglückendes Wohlgefühl macht sich breit, und alle lachen.
Das Aalener „Ganzheitliche Zentrum der Gesundheit“ lud Karin Frank in Kooperation mit der „Akademie für bewusstes gesund Sein“ zu einer öffentlichen Veranstaltug ein, um ihre Philosophie vorzustellen. Zahlreiche Interessierte besuchten den hoch informativen, reich bebilderten Vortrag. Einige schienen nur darauf gewartet zu haben, dass endlich in Aalen ein Gemeinschafts-Gartenprojekt verwirklicht wird. Auch der Initiator des Hügelbeet-Projekts war anwesend.
So verabredete man sich gleich für den nächsten Morgen, um das Vorhaben vor Ort zu besichtigen und zu besprechen. Scheinbar aus dem Nichts waren die Menschen zu einem WIR, zu einer Gemeinschaft Gleichgesinnter geworden.
Erzähle ich von Permakultur, fangen die Augen meiner Freundinnen und Bekannten an zu leuchten. Das Wort strahlt voll heller Lebensfreude, Naturverbundenheit und Schönheit.
In der Nähe von Aalen startet im Frühjahr 2023 ein neues Gemeinschafts-Gartenprojekt. Zunächst geht es um den Bau einiger Hügelbeete. Der Initiator konnte die erfahrene Permakultur-Aktivistin und -Lehrerin Karin Frank gewinnen, uns angehende Permakulturisten in einem mehrstufigen Workshop anzuleiten.
„Permakultur ist eine Lebensphilosophie“, sagt Karin Frank. Sie handelt bei weitem nicht allein von Gartenbau oder Landwirtschaft. „Besser Leben mit weniger Lebensstandard“ ist die Devise. Das ist im Grunde hoch politisch: „Würden wir alle nach den Ethik- und Gestaltungs-Prinzipien der Permakultur leben, wäre die Welt in Ordnung.“ Fangen wir also heute mit dem Welt verbessern an.
Ich ärgere mich nicht länger über den 1%-Kapitalismus und vermeintliche „Eliten“, ich drehe mich weg und schließe mich diesem mir naheliegenden Permakultur-Projekt an. Ich kann gar nicht anders. Ein Lebenstraum geht hier und jetzt in Erfüllung. Das ist ein Wunder, was ich unbedingt noch erleben will.
Permakultur ist „ein landwirtschaftliches System oder eine landwirtschaftliche Methode, die darauf abzielt, menschliche Aktivitäten mit der natürlichen Umgebung zu integrieren, um hocheffiziente, sich selbst erhaltende Ökosysteme zu schaffen“ (Merriam Webster). „Dauerhafte Kreislaufwirtschaft“ bringt Karin es auf den Punkt. Im Grunde wollen wir, gemeinsam mit den Permakultur-Gründern Bill Mollison und David Holmgren, von der Natur selbst lernen, wie es alle Menschen tun und immer taten, die naturnah leben. Sie selbst lernten von den australischen Aboriginals. Karin gestaltet erfolgreich seit 10 Jahren Perma-Gärten. Schön, dass wir von ihrer Erfahrung lernen dürfen.
Permakultur ist auch ein Werkzeug, die eigene Lebensweise permanent zu hinterfragen und der lebendigen Natur anzunähern. Wir finden wirklich zukunftsfähige Lebensweisen und eignen uns konkrete Fähigkeiten an, um Lebensräume im Einklang mit der Natur zu gestalten und zu erhalten. Für uns Menschen und die Natur wird so eine dauerhafte Entfaltung möglich.
Werthaltung
„Drei ethische Grundsätze stehen im Zentrum allen permakulturellen Wirkens. Auf ihre Verwirklichung ist jedes Permakultur Projekt ausgerichtet. Sie lauten: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen, begrenze Konsum und Wachstum und Teile Überschüsse.Quelle
Von der Natur lernen
Die Basis von Permakultur ist die Naturbeobachtung, insbesondere die Beobachtung und das Verständnis der Beziehungen der Lebenwesen zueinander und zu ihrer Umwelt, also den ökologischen Zusammenhängen. Die hier erkannten Muster versuchen wir, in der Gestaltung unserer Lebensräume anzuwenden. Dies gilt auch für die Gestaltung unseres gemeinschaftlichen Miteinanders durch das angestrebte Verständnis des Lebens naturverbundener Gesellschaften heute und in der Vergangenheit.
Permakultur Gestaltungsregeln
Grafik wird demnächst ersetzt
Die Permakultur-Bewegung hat in den Jahrzehnten ihrer Existenz 12 Regeln formuliert, nach denen tragfähige Projekte entwickelt werden können. Anhand dieser Regeln können auch wir für unser Projekt nachhaltige Lösungen finden.
Weg von der Angst hin zur Lebensfreude
Wir können heute beginnen, Nachhaltigkeit, wertschätzenden Ausgleich und Fairness zu leben. Wir können heute hier in unserem Lebensumfeld einen Beitrag leisten für eine enkeltaugliche Welt.
Vernetzung
Permakultur bedeutet Vernetzung nach dem Vorbild der vernetzten Natur. Hier in Aalen vernetzen wir uns sehr gerne mit allen, die unsere Entdeckerfreude, unsere Lust am Tun und unsere Ziele teilen.
